Frank Schulz, Das Ouzo-Orakel

Der dritte und quasi abschließende Band der Hagener Trilogie. Sein Beginn für mich wenig prickelnd, weil ich schon immer ein sehr gespaltenes Verhältnis zu Griechenland und der griechischen Kultur hege (und nicht erst, seit sie sich den Euro erschlichen haben). Richtig, das Buch spielt in Griechenland, zumindest weitgehend. In diesem Band zeigt Schulz zwei ganz besonders großartige Leistungen. Da ist zum einen sein Vermögen, derart in andere Personen zu schlüpfen, dass der Erzähler enorm organisch wechselt und Ich-Sichten schildert, die mit der Perspektive des Erzähler eigentlich nichts zu schaffen haben (wenn man davon absieht, dass der Erzähler dieses Sich-Versinken in andere Ichs als psychologische Technik anwendet). Zum anderen ist ihm eins der stärksten Kapitel gelungen, die ich seit langem gelesen habe: Hierin schildert er den Tag, an dem der Erzähler Bodo Morten vom Kind zum Erwachsenen wird. Nein, ich meine keine Szene, in der er entjungfert wird, sondern die Szene, in der ihm bewusst wird, dass sein Spielzeug von gestern keinen Wert mehr für ihn hat, dass stattdessen ab sofort andere Dinge zählen wie das Weib, der Alkohol und die Zigaretten. Hier ruht schließlich der Antrieb für die anderen beiden Bände der Trilogie.


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