Gustav Frenssen, Otto Babendiek

Wenn ich ein Buch besitze, das in der Ausgabe als Schinken bezeichnet werden kann, dann dürfte es dieser Band sein. Ein Trumm, ein Massiv, ein großer weiter, tiefer, dunkler Ozean. Dem erfahrenen Leser brauche ich kaum zu sagen, dass es sich um eine Empfehlung von Arno Schmidt handelt. Frenssen selbst ist eine seltsame Gestalt. Politisch nicht unbedingt das, was man koscher nennen möchte. In der Person aber dennoch jemand, der einen stark eigensinnigen Kopf hatte. Gerade in der Hinsicht dürfte seine Stärke liegen, ähnlich wie bei Hamsun, der ja noch seinem angeblich größten Fan Hitler Widerworte gegeben hat.

Ab zum Babendiek: Unabhängig von der Person Frenssens ist der Babendiek ein außerordentliches Stück Literatur. Sehr eindringlich schildert er die Welt Norddeutschlands um die Jahrhundertwende. Die größte Schwäche liegt dagegen in den Episoden, die im ersten Weltkrieg verortet sind. Etwas ungewöhnlich ist, dass im Gegensatz zur sonst üblichen Darstellung Erlebnisse an der deutschen Ostfront geschildert werden. Trotzdem sind die vielen Seiten, die sich damit beschäftigen, deutlich uninteressanter als die Mehrheit der anderen Seiten, die sich mit dem Leben hinterm Deich beschäftigen. Denn hier erfährt man vieles über das damalige Leben aus erster Hand.


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