Michio Kaku, The Physics of Impossible

Die Welten der Physik und der Science-Fiction haben nicht nur zahlreiche Berührungspunkte, sondern befruchten sich seit Jahrzehnten immer wieder massiv. Man braucht kein großer Science-Fiction-Fan zu sein, um zu wissen, dass es dort zahlreiche Ideen gibt, bei denen Otto Normalmensch sich hin und wieder fragt: „Wäre das physikalisch möglich?“ Gibt es z.B. grundsätzliche physikalische Gesetze, die Reisen durch die Zeit verhindern? Kann es Außerirdische geben? Oder Paralleluniversen?

Ich vermute, den meisten Physikern werden immer wieder solche und ähnliche Fragen gestellt. Kaku hat versucht, sie nach dem aktuellen Stand (das Buch ist von 2008, also auch nicht mehr ganz frisch) zu beantworten.

Dazu hat er die typischen Fragen gesammelt, sortiert und in ein dreigliedriges System geordnet: theoretisch möglich, vielleicht theoretisch möglich, nach heutigem Stand sehr wahrscheinlich auf ewig unmöglich. Letzteres ist natürlich besonders amüsant, wie Kaku im Epilog selbst zugibt. Denn wenige Jahre bevor Einstein seine Relativitätstheorie vorstellte, erklärte Nobelpreisträger Albert A. Michelson feierlich, dass eigentlich schon die gesamte Physik erforscht sei.

Aufgrund ungewöhnlicher Umstände gelangte das Buch in englischer Originalfassung in meine Hände. Das machte es insbesondere bei manchen Fachbegriffen nicht immer ganz einfach, dennoch ließ es sich eigentlich ganz gut lesen. Geärgert habe ich mich dagegen wiederholt über eine Perspektive, die bei Kaku immer wieder durchbricht und von der ich schon durch Freunde erfahren habe, die andere Bücher von ihm gelesen haben. Kaku bastelt sich aus seiner physikalischen Weltsicht eine historische Weltsicht, die meines Erachtens nicht nur unscharf ist, sondern in ihrer Überbewertung der westlichen Zivilisation lächerlich wirkt. Gut, diese Sichtweise ist bei einem US-amerikanischen Autor sicher nicht überraschend, aber sie nervt in ihrer Überheblichkeit. Zumal sie aus Sicht des Historikers so offensichtlich falsch ist, dass es schon weh tut. Denn weder ist die westliche Zivilisation die Krone der Schöpfung noch ist sie das Ende der Zivilisation.

Alles in allem war die Lektüre trotz dieses Mankos anregend. Ja, zwischendurch hatte ich sogar den Eindruck, endlich wenigstens ansatzweise die Stringtheorie zu verstehen, ohne sie aber gut erklären zu können.


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