So schnell kann man sich in einem Thriller wiederfinden …

Als ich neulich mit einer Freundin an der Kölner Rheinpromenade saß, kamen kurz nacheinander zwei Leute (erst eine Rentnerin, nach ihr ein Mann, etwa Ende 40) und fragten, ob sie sich neben uns setzen dürften. Aus welchen Gründen auch immer, fand ich die Situation irgendwie skurril, erst später wurde mir klar, warum.

Es war ungewohnt, dass sich auf einer Bank jemand dazusetzte. In den Gegenden, in denen ich mich sonst herumtreibe, setzte man sich einfach nicht mehr dazu, auch nicht nach Anfrage. Es ist unmodern geworden, man lässt anderen ihren Freiraum und belegt lieber eine eigene Bank. Dagegen handelt es sich um ein Klischee aus dem Film. Weswegen ich, nachdem mir die Situation bewusst wurde, herumspinnerte, wie es wohl wäre, wenn man mit einer solchen Nachfrage wie folgt umginge:

Man sitzt auf einer Bank in einem Park oder an einer Promenade und wartet, bis sich jemand dazusetzt.

Sofort quatscht man die Person wie beiläufig an, vermeidet dabei aber jeden Augenkontakt: „Sehr zeitig. Wladimir liebt Pünktlichkeit, das ist gut.“

Das Nebenan möchte widersprechen, etwas sagen: „Äh, ich glaube, Sie verwe-“

„Kein Wort. Sie werden verfolgt, sehen Sie die ältere Dame da hinten? Sehen Sie jetzt nicht dahin! Das ist keine Dame. Ich hab nicht viel Zeit. Das ,Werkzeug‘ finden Sie unter dem weißen Peugeot auf Stellplatz 132 zusammen mit einem braunen Koffer, in dem das Geld ist. Morgen um elfhundert spätestens – sagen Sie jetzt nichts – muss die Zielperson eliminiert sein. Sie wissen, dass Wladimir sehr ungeduldig werden kann.“ Dann steht man auf und bevor man geht, sagt man noch „Gute Tarnung übrigens, ich hätte Sie fast nicht erkannt.“ und geht mit schnellen Schritten weg.

Wenn man die fraglos baffe Person vollends in Panik versetzen möchte, schickt man einen Bekannten, am besten mit einem schlecht angeklebten Bart und/oder einem lächerlich auffallenden Toupet zur Bank, sobald man sie verlassen hat. Er muss natürlich abgehetzt wirken, als wäre er viel zu spät, dazu ständig auf die Uhr schauen, schwitzen, sich umschauen, völlig panisch wirken, womöglich Fingernägel kauen – kurz, deutlich machen, wem der Termin eigentlich galt.


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Kommentare

4 Antworten zu „So schnell kann man sich in einem Thriller wiederfinden …“

  1. Avatar von Petra Gust-Kazakos

    Kicher, in Filmen sind solche Verwechslungen ja prima (North by Northwest), aber in Wirklichkeit möchte ich das lieber nicht erleben …

    1. Avatar von DocTotte

      Genau daraus kann ein Vorteil für die Szene entstehen: Wer kennt schon noch North by Northwest? Die Leute kennen ja nichts mehr, insbesondere wenn sie unter 30 sind. ;D
      Gleichzeitig ist ein Stichwort wie Wladimir angesichts eines aufziehenden neuen Kaltens Kriegs treffend, um Verwirrung zu stiften. Nebenbei erinnert mich das an Glasbottomboat: Hier ruft Doris Day doch immer ihren Hund Wladimir zu Hause an. (Übrigens noch son Beispiel für: Kennt heute niemand mehr.)

  2. Avatar von Corinna

    *hihi* Also Dir möchte ich lieber nicht auf einer Parkbank begegnen. Ich wäre bestimmt vor Angst und Schrecken niedergesunken.

    1. Avatar von DocTotte

      Ich werde das wirklich mal machen müssen. Am besten besorge ich am Wochenende schon mal falsche Bärte. 🙂

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