Mein Vater frühstückte gern, vor allem an Wochenenden zeigte sich das. Ähnlich wie das regelmäßige Fondue zu Weihnachten und Silvester, das bestenfalls bei meinem Opa mütterlicherseits für Unmut sorgte („Jetzt muss ich mein Essen schon selber kochen!“), wurde beispielsweise das Sonntagsfrühstück regelrecht zelebriert. Wir hatten ein Stövchen mit zwei kleinen Pfännchen, in denen konnte man sich direkt am Tisch Spiegel- oder Rührei brutzeln. War mein Vater wochenends aus dem Haus, durfte ich seinen Platz einnehmen, dann war ich der Mann im Haus. Manchmal frühstückten wir sogar im Esszimmer, das sonst eigentlich für besondere Zwecke gedacht war. Ich erinnre mich an ein Frühstück, als ich mit meiner Schwester herumalberte, König spielte und mich mit dem Ausruf „Ich bin Kööönig!“ und meiner Tasse selbst krönen wollte. Leider wusste ich nicht, dass meine Schwester vorher Fanta in die Tasse gegossen hatte. Schon dieses Getränk war Ausweis des festlichen Charakters. Nur goss ich es mir leider über meine Rübe.
Bisweilen, wenn wir bei einem Italiener wie Franco essen gingen, bestellte mein Vater Salat mit Tintenfisch. Die Tintenfischringe bezeichnete er wegen Konsistenz und Aussehen gern als Gartenschlauch. Der olle, nahezu durchmürbte Gartenschlauch im Westerwald sah den Tintenfischringen auch verdächtig ähnlich. Hier im Westerwald gaben wir mindestens einmal im Jahr ein kleines Grillfest und luden die Nachbarn dazu ein. Einmal, in einem besonders verregneten Sommer, ließ sich mein Vater vom Wetter nicht abbringen, öffnete ein Fenster zum Wohnzimmer, stellte den Grill vors Fenster und einen Sonnenschirm darüber. Er selbst stand dann mit Regensachen draußen, wendete Würstchen und Koteletts und reichte das fertige Essen ins Wohnzimmer, wo wir mit unseren Nachbarn feierten.
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