Theodor Lessing, Haarmann – Die Geschichte eines Werwolfs

„Warte, warte nur ein Weilchen …“ – das kennt heute vermutlich kaum noch jemand. Vor etwa 90 Jahren war es ein wohlbekanntes Kinderlied, das den damaligen Schrecken über einen der bekanntesten Serienmörder in der Weimarer Republik populär machte. Entsprechend bewegt war dann auch die Verhandlung und die Thematisierung in der Öffentlichkeit. Theodor Lessing, seines Zeichens zeitgenössischer Philosoph und Psychologe, hat sich ausführlich damit beschäftigt, wie die Öffentlichkeit mit diesem Fall umgegangen ist. Seine Zusammenstellung und (psychologische) Erklärung ist ein hervorragendes Werk einerseits über die Abgründe Haarmanns, andererseits – und das ist in diesem Fall fast wichtiger! – aber über den Umgang der anderen Menschen mit dem Serienmörder.

Ausgehend von Haarmann sind in diesem Band noch eine Reihe weiterer Gerichtsreportagen zusammengefasst, die überhaupt sehr deutlich machen, was für eine kaputte Welt aus verrohten Menschen am Rande wirtschaftlicher Existenz die Weimarer Republik damals war. Man versteht, dass viele Menschen seelisch zerstört aus dem Weltkrieg nach Hause kamen und dass sie dort nicht mehr als Verzweiflung fanden.

Das Buch ist wirklich jede Zeile wert und sehr zu empfehlen! Zusätzlich zum Buch möchte ich natürlich an die großartige Verfilmung der Vernehmung Haarmanns mit Götz George in der Hauptrolle des Mörders erinnern!


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