Schlagwort: Die andere Bibliothek

  • Daniel Defoe, Der Consolidator

    Bücher aus der Anderen Bibliothek habe ich sehr lange sehr geschätzt. Nicht erst seit dem Weggang von Enzensberger sind meine Erlebnisse mit dieser Reiher leider enorm wechselhaft geworden. Ich bin schon vorsichtig, aber trotzdem tapse ich immer wieder in die Falle, dass ich entweder denke: a „Boah! Interessantes Buch eines mir unbekannten Autors!“ oder b […]

  • Karl Wezel, Hermann und Ulrike

    Irgendwie unglückliche Gestalten gibt es in der Literaturgeschichte ohne Frage mehr als genug. Von der einen Gestalt hat kaum jemand etwas gehört, von anderen hat zumindest irgendetwas überlebt. Wezel gehört eher zur zweiten Gattung. Zum Teil weil er zu seiner Zeit schon bekannt war, es sich aber mit seinen Zeitgenossen verscherzte – oder die es sich […]

  • Michail Ossorgin, Eine Straße in Moskau

    Ein hübscher Band aus der Anderen Bibliothek, ein Schmuck im Regal und ein Schmuck an geschilderter Beobachtung. Ossorgin erzählt ausgehend von Bewohnern einer Moskauer Straße, wie es ihnen und einigen Verwandten und Freunden in einer Zeit ergeht, die Moskau und Russland vollständig umkrempeln sollte. Begonnen am Vorabend des ersten Weltkriegs trudeln die Figuren durch Krieg […]

  • Saul K. Padover, Lügendetektor. Vernehmungen im besiegten Deutschland 1944/45

    Ein besonders beeindruckendes Buch ist die Schilderung dieses ungewöhnlichen Autors. Padover – in Wien geboren, aber bereits 1920 mit den Eltern in die USA übergesiedelt – kam mit den amerikanischen Besatzungstruppen nach Deutschland. Hier konnte der soziologisch-psychologisch interessierte Padover in Naziverhören erfahren, was für Menschen das waren, die nicht nur sechs Millionen jüdische Europäer ermordet […]

  • Sigurd Mathiesen, Das unruhige Haus. Zehn unheimliche Geschichten

    Geistergeschichten haben mich schon fasziniert, als ich noch ein kleines Kind war. Nicht nur, dass ich selbst davon überzeugt war, dass in einer Ecke unserer Wohnung Gespenster wohnten (die ich nebenbei nie gesehen oder gehört habe, es war pure Überzeugung). Nein, ich hörte auch mit gruselnder Wonne den Gespenster-Tango von Herman van Veen (zweiter Teil […]

  • Henri Michaux, Ein Barbar auf Reisen

    Henri Michaux, der französische Poet, über den ich einmal gelesen habe, dass er bewiesen habe, dass man auch unter Drogeneinfluss gut schreiben kann, hat sich nicht nur mit Reisen beschäftigt, sondern auch Reisetagebücher geschrieben. Ecuador, Indien, Malaysia, China, Bali – Michaux ist schon etwas herumgekommen und stellt interessante Beobachtungen an. Zum Beispiel weist er auf […]

  • Elisabeth Lenk, Katharina Kaever, Peter Kürten, genannt der Vampir von Düsseldorf

    Serienmörder, ihr meist unauffälliges Verhalten innerhalb der Gesellschaft, das Entsetzen und die Hatz unterliegen meist sehr ähnlichen Abläufen. Der Fall des „Vampirs von Düsseldorf“, der fünf Erwachsene und vier Kinder umgebracht und zum Ende der Weimarer Republik geschnappt wurde, scheint für uns deutsche dennoch ein besonders typischer Fall zu sein. Die beiden Autorinnen haben für […]

  • Stephen Kinzer, Putsch! Zur Geschichte des US-amerikanischen Imperialismus

    Wenn es eine Konstante in der amerikanischen Geschichte gibt, dann ist es die Intervention im Ausland. Während der Imperialismus in Form direkter Landgewinne von Beginn an Leitfaden US-amerikanischer Politik war, wurde Ende des 19. Jahrhunderts eine neue Technik entwickelt, sich Einflüsse zu sichern: der Putsch, der „Zwang“ zu intervenieren. Erstmals bei Hawaii angewandt, funktioniert die […]

  • Peter Fleming, Die Belagerung zu Peking. Zur Geschichte des Boxer-Aufstandes

    Zu meiner Zeit gabs im Geschichtsunterricht damals das Stichwort Boxeraufstand in China. Es wurde gebraucht, um Wilhelms II. Hunnenrede und Großmannzucht verstehen zu können. Wirklich erklärt wurde es dagegen nicht. Später erfuhr ich mal nebenbei, dass der deutsche Begriff „Boxer“ etwas irreführend ist, weil der Aufstand stark von Schulen für asiatischen Kampfsport forciert wurde, in […]

  • Samuel Butler, Erewhon oder Jenseits der Berge

    Eine so schräge wie interessante Geschichte ist dieses Buch über das Gegenteil von Nowhere. Butler schildert die Reise von George Higgs in eine seltsame Gegend, die unserer (damaligen) Zivilisation entgegengesetzt ist. Ein geschickter Trick, mit dem Butler satirisch die gesellschaftlichen Zustände seiner Zeit kritisieren konnte. Besonders amüsierten mich seine Aussagen zur Universität, da sich praktisch […]