Flann O’Brien, Goldene Stunden

Ich hatte schon einmal angemerkt, dass ich es schade finde, lediglich die schmalen Auszüge, die unter Trost und Rat erschienen sind, von Flanns bzw. Myles’ Kolumnen zu kennen. Ich wusste, dass die Kolumnen im Original viele Seiten füllen (und wenn ich viele schreibe, meine ich wirklich viele). Umso überraschter, und zwar im positiven Sinne, war ich, als ich in der angesprochenen Zweitausendeins-Ausgabe neben dem schmalen Trost-und-Rat-Bändchen ein zweites Buch fand, das Kolumnen aus dieser Reihe enthielt. Jeder mag sich ausmalen, mit welcher Spannung und Freude ich mich darauf gestürzt habe – und maßlos enttäuscht wurde.

Der grandios absurde Humor aus der einen Zusammenstellung kommt hier jedenfalls nur marginal vor, schlimmer: Fast jeder Text rekurriert auf irgendeinen Dubliner oder von der nördlichsten Klippe Irlands stammenden Schauspielerpolitikerautor, den kein Mensch mehr kennt, weshalb in viel zu vielen Fußnoten umständlich der Kontext erklärt werden muss. Man kennt diesen Effekt bei Witzen: Ist man gezwungen, die Pointe zu erklären, ist der Witz nicht (mehr) witzig. Dazu gesellt sich die Tatsache, dass man merkt, dass O’Briens Aberwitz hier oft genug unübersetzbar war. Zwischen den Zeilen gewinnt man den Eindruck, dass auch Harry Rowohlt etwas unzufrieden mit den eigenen Lösungen war, weil sie kaum mehr als ein bleicher Abklatsch werden konnten.

Kurz: Dieser Band ist leider die einzige Enttäuschung im O’Brien-Paket, verrät mir aber zugleich, dass ich den Teufel tun werde, mir irgendwelche Myles-Kolumnen im Original zu besorgen, denn ich weiß jetzt, dass ich kaum den Furz einer Ente verstehen werde von dem, was dort präsentiert wird.


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