Henri Murger, Szenen aus dem Leben der Bohème

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Am besten bei meiner ersten Begegnung mit dem Umfeld dieser Geschichte. Die hatte ich beim Kaurismäki-Film, der mir bis heute nachdrücklich im Gedächtnis festhängt, obwohl ich ihn vor 20 Jahren nur zweimal gesehen habe. (Einmal in Rom auf italienisch, das war besonders lustig.)

Kaurismäkis Version trifft genau den Grad aus Spaß und Tragik, den diese Geschichte braucht.

Ich glaube, danach hab ich mal Auszüge aus Puccinis Version erleben müssen, die wohl näher an Murgers Grundlage sein dürfte. Ja, ich hasse Puccini. Ich finde seine Musik lächerlich. Sie klingt, als würde Onkel Disney eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert machen. Und entsprechend fiel mein Urteil über die Musik aus.

Dann kaufte ich mir irgendwann im Antiquariat die Basis des Elends – und ließ Murgers Text erst mal ein paar Jahr im Regal reifen, wie es so meine Art ist. Da lag er dann. Ungelesen, irgendwie störend.

Tja, und als mir jetzt so nach und nach die noch zu lesenden Bücher in meiner Sammlung ausgingen, sagte ich zu mir: Heute ist der Tag der gekommen, an dem du mit diesem Werk beginnst. Und ich begann. Und langweilte mich. Und langweilte mich. Zwischendurch ödete Murger mich an.

Der schlaue Leser wird es bereits bemerkt haben: Das nur grob zusammenhängende Geflecht aus Szenen gefällt mir nicht. Okay, der Zusammenhang liegt vor allem in der Entstehung begründet, die man dem echten Bohémien Murger nicht vorwerfen sollte. Aber die Figuren, die so blass sind wie Alpina-Weiß, so schnarchend langweilig und unecht – eben nicht aus dem Leben gegriffen! – machen die Lektüre zur Qual. Man weiß die bananenhaften Möchtegernkünstler kaum zu unterscheiden. Sympathie stellt sich nicht ein. Eher wünscht man sich Seite um Seite, dass doch der- oder diejenige endlich mal an Lungenpest, Tuberkulose oder Syphilis zugrundgeht! Aber genau das passiert leider viel zu selten.

Ich komme zum Schluss: Das Buch ist schlecht, vor allem schlecht geschrieben.


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