Helmut Walser Smith, Die Geschichte des Schlachters

Als ich dieses Buch auf einem Grabbeltisch im Antiquariat entdeckt hatte, dachte ich zunächst, es handle sich um ein Serienmörderbuch. Erst bei genauerer Betrachtung stellte ich fest, dass hier eine ganz andere Geschichte erzählt wird. Nämlich die Geschichte davon, was für krasse altertümliche Vorurteile über Juden auch im deutschen Kaiserreich noch verbreitet und mit ihren schrecklichen Folgen ausgelebt wurden. Und damit meine ich keine bescheuerten Vorurteile wie Hakennase, sondern lebensbedrohliche wie „Juden fressen kleine Kinder“. Denn genau um solchen ausgedachten Schwachsinn geht es hier.

Kurz zur Geschichte: In Konitz werden Teile der Leiche eines 18-Jährigen entdeckt, ausgeblutet. Sofort schreit der Mob „RITUALMORD!“ und macht einen jüdischen Schlachter als Täter aus. Es folgt ein antisemitisch gefärbter Aufstand, der die Polizeiarbeit nur erschwert. Schließlich weisen die Ermittlungen in andere Richtungen, führen aber zu keinem befriedigenden Ergebnis.

Eine sehr gut recherchierte historische Arbeit, deren Lektüre spannend ist, weil sich hier im Kleinen abzeichnet, was keine 40 Jahre später Staatsräson wird.


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Kommentare

11 Antworten zu „Helmut Walser Smith, Die Geschichte des Schlachters“

  1. Avatar von Corinna

    Ich finde die Idee auch gut! Ich selbst lese viele Bücher im Jahr, von denen ich mich wieder durch das Verschenken oder durch Booklooker o.ä. trenne, denn irgendwann stößt auch der größte Platz an seine Grenzen.

    1. Avatar von doctotte

      Sodele, die erste Fassung ist online und wird dann jetzt nach und nach ergänzt. Siehe links unter „Mein Buch, dein Buch“. 🙂

  2. Avatar von Frau Taste
    Frau Taste

    ich meins ernst

  3. Avatar von Frau Taste
    Frau Taste

    sag mal, gibts nicht sowas wie ne tausch- oder schickbörse? du schickst mir bücher die du hier vorstellst, die ich lesen möchte aber nicht habe und nicht kaufen mögenkann und ich schick dir dafür… was anderes… oder eine tafel schokolade oder eine schöne karte oder so… UND die gebühr fürs verschicken natürlich.

    1. Avatar von doctotte

      Du wirst lachen. Ich bereite so was Ähnliches hier im Hintergrund schon seit Wochen vor. Leider komme ich nicht dazu, es fortzuführen.
      Allerdings muss ich einräumen, dass ich eher an Bücher dachte, von denen man sich auch trennen würde. Denn es gibt eine Reihe von Schätzen, die ich nicht einmal meiner Mutter leihen würde. 😉

      1. Avatar von Frau Taste
        Frau Taste

        Ei super. Ich lache. Vor Freude. 🙂 Find ich gut. Ich habe auch Bücher die ich nie nie nie verleihen würde – aber eines geschickt zu bekommen was man gerne lesen möchte und der Schicker sich davon trennen will… warum nicht? Führ es fort! Führ es fort! Führ es fort!

        1. Avatar von doctotte

          Ja, die liebe Zeit …
          Hab ich erwähnt, dass ich letzte Woche theoretisch Urlaub hatte, aber praktisch keine Zeit hatte, mich auch nur mal ein Stündchen in ein Café zu setzen? 😐

          1. Avatar von Frau Taste
            Frau Taste

            Oh man… 🙁 Wieso theoretisch – biste abgerufen worden?

          2. Avatar von doctotte

            Das zum Glück nicht, aber ich bin hier nur rotiert, um Krams zu erledigen. Dafür werde ich aber demnächst auch stolzer Besitzer eines Wagens sein, der keine 268000 km auf dem Tacho hat. 😉

          3. Avatar von Frau Taste
            Frau Taste

            Ei super… wieviel hat er denn? 267000? 🙂

          4. Avatar von doctotte

            Mach mal die 2 vorn weg, dann hast Du es. 🙂

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