Imre Kertesz, Der Roman eines Schicksallosen

Ein großartiges Buch. Eins der wenigen Bücher, die ich auf Anraten der Kritik Reich-Ranickis erworben und dann auch noch grandios gefunden habe. Der spätere Nobelpreisträger Kertesz entwirft in diesem Buch die Geschichte eines Jungen, der in ein KZ kommt, aber von Tag zu Tag lebt und stets nur das Beste annimmt. Er kann (oder will) nicht verstehen, was um ihn herum passiert, findet für alles und jedes Entschuldigungen. Diese ungewöhnliche Perspektive hebt das Buch weit aus dem üblichen Kanon heraus, es lässt Dinge schildern, die eigentlich unaussprechbar sind.
Nach der Lektüre habe ich es einer befreundeten Lehrerin empfohlen, die es im Geschichts-Leistungskurs gelesen hat. Ich bekam mit, dass Kertesz damals in Berlin ein Stipendium hatte, und empfahl ihr, die Schüler einen Brief schreiben zu lassen. Das taten sie auch und bekamen zunächst lange keine Antwort. Immer fragten sie nach, ob er schon geschrieben hätte, bis sie selbst daran zweifelten. Aber genau zu der Zeit kam von ihm ein unglaublich persönlicher und freundlicher Brief, in dem er sich sogar für die Verzögerung entschuldigte und sich bei den Schülern sehr für das große Interesse bedankte.

Man kann es kaum anders sagen: Kertesz ist eher eine Art wunderbares Gesamtkunstwerk.


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