Bram Stoker, Dracula. Ein Vampirroman

Bereits bei der Meinung zu Frankenstein äußerte ich mich zu der Problematik, der diese beiden Bücher unterliegen: ihre Fehlwahrnehmung in der Populärkultur. Auch wenn die Darstellung beim Frankenstein fraglos falscher ist, ärgert sie mich bei Stokers Meisterwerk umso mehr, weil es das bessere Buch ist. Dabei ist der Witz, dass es bereits sämtliche Elemente enthält, die es schon zur Zeit seiner Entstehung zu einem Werk der Populärkultur machen musste: Stoker bedient sich Methoden, die sowohl klassische Elemente aufnahmen, aber auch solcher, die zu seiner Zeit topmodern waren. So ist der gesamte Text eine Zusammenstellung unterschiedlicher „Quellen“, die aus Tagebucheinträgen, Briefen, aber auch aus Aufnahmen der Edison’schen Tonwalze bestehen. Ein besonderes Schmankerl war aber natürlich die im viktorianischen England unerhörte Erotik, die sich in mancherlei zwischenmenschlichem Miteinander abzeichnet. Von den filmischen Umsetzungen erscheint mir die Version von Coppola diesem Tonfall noch am nächsten zu kommen, wenngleich ich natürlich genauso die urheberrechtlich problematische Version von Friedrich Wilhelm Murnau mit Max Schreck in der Hauptrolle ikonographisch äußerst wertschätze.

Zuletzt möchte ich folgendes Aquarell empfehlen.

Und zuallerletzt möchte ich darauf hinweisen, dass es gerade zwei neue Ausgaben gibt. Mehr darüber im Freitag 16.


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Kommentare

9 Antworten zu „Bram Stoker, Dracula. Ein Vampirroman“

  1. […] ein Licht auf, wie es ein paar Jahrzehnte später dazu kommen konnte, dass ein Engländer namens Stoker auf die Idee kommt, von einem Grafen Draculea zu erzählen. Das Vorspiel zum Krimkrieg ist der […]

  2. Avatar von carmella777

    Das Buch habe ich schon x-mal gelesen und genieße es jedes Mal. Wird durch die unzähligen Filmadaptionen gern unterschätzt, aber Stoker hat mit dem Grafen eine unsterbliche Figur geschaffen, die immer noch faszinierend ist. Und der die Geschichte so schrieb, dass man sie fast vor sich sieht:
    „The impression I had was that we were leaving the West and entering the East; the most western of splendid bridges over the Danube, which is here of noble width and depth, took us among the traditions of Turkish rule. „

    1. Avatar von doctotte

      Ich glaube nebenbei, dass sogar viele Filmadaptionen durch die sie verwurstende Popkultur unterschätzt werden – wenn auch in deutlich anderen Relationen. Selbst Christopher Lee in der Rolle des Grafen ist eben kein spukender Horroronkel. Aber das führt im Detail vermutlich zu weit.

      Ja, was ich wirklich mal nachholen müsste, wäre die Lektüre des Originals. Die werde ich mir bei dieser Gelegenheit gleich mal weiter oben auf der Leseliste platzieren.

  3. Avatar von doctotte
    doctotte

    Erst mal danke! 🙂

    Das ist das Seltsame: So wie Lee war auch Lugosi ein starker Dracula. Bei ihm gilt aber dasselbe wie bei Lee – die Verfilmung war schwach, weil die Drehbücher scheiße waren. Eben gequirlter Mainstreammist.

    Nein, die kenne ich definitiv nicht. Lohnt sich der Kommentar? Holt er noch deutlich mehr raus?

  4. Avatar von Alex

    Großer Fan – von deinem Blog und von „Dracula“.
    Ich finde, was den Dracula selbst angeht, kommt niemand an Bela Lugosi ran. Als ganzen Film mag ich aber am meisten die Coppola-Version.
    Stichwort Buch: Kennst du die fette kommentierte Buchausgabe von Leslie S. Klinger? Sehr zu empfehlen…

  5. Avatar von George
    George

    ps: Ich mag deine Rezensionen, sie sind so… so du! :))
    Und glaub bloß nicht ich lese hier nicht mit, bloß weil ich nicht immer kommentiere.

    ps ps: Noch kein Eintrag zu Leroux‘ Phantom der Oper? Na, na… bald komme ich wieder nachsehen, dann aber im Super Nanny Kostüm!

    1. Avatar von doctotte
      doctotte

      Danke! 🙂
      Genau das sollen sie sein: Meinung, kein Rezensentenblabla.

      Nein, den Eintrag kann es (noch) nicht geben, weil ich es nie gelesen habe. 😉

  6. Avatar von George
    George

    Coppolas Version ist die opulenteste, und tatsächlich relativ nah am Buch. Leider ging und geht die Verfilmung von 1979 mit Frank Langella total unter, dabei ist sie schon der erste Schritt in die Richtung die Coppola später eingeschlagen hat.
    Der charismatischste Dracula war (und bleibt!) Christopher Lee, der hatte die richtige Mischung aus Eleganz und Gefährlichkeit.

    1. Avatar von doctotte
      doctotte

      Ich glaube fast, die Langella-Verfilmung kenne ich gar nicht. Da werde ich mich mal umschauen.
      Es stimmt: Lee ist ein fantastischer Schauspieler. Aber seine Dracula-Verfilmungen leiden meines Erachtens an dem stark vereinfachten Script. Von den „Dracula jagt die tausend Blondinen“-Filmchen mal zu schweigen.

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