Frank Schulz, Morbus Fonticuli

Der zweite Band aus der Hagener Trilogie. An dieser Stelle kann ich darauf hinweisen, dass es inhaltlich praktisch egal ist, in welcher Reihenfolge man die Bücher liest. Stilistisch merkt man jedoch, dass Schulz vom ersten zum zweiten Band Fortschritte gemacht hat. Er gibt die Thekenlautschrift auf, was Einzelnes lesbarer macht, ohne einen Deut Humor zu verlieren. Der Text selbst handelt vom Erzähler Kolks blonder Bräute, diesmal wird der große Zusammenbruch des Erzählers geschildert und wie es dazu kommen konnte. Schulz bedient sich der Technik Rahmenhandlung (mit mehrfachen Wiederholungen) und einer Art Tagebücher im Zentrum. Die Tagebücher sind zuweilen etwas zäh, im Ganzen ist die Geschichte aber durchaus packend. Eine besondere Kunst gelingt Schulz allerdings mit einem erzählerischen Trick: So wie schon im Kolk der Erzähler ein wenig springt zwischen einer echten Figur aus Kolks Leben und einem allwissenden Erzähler, treibt Schulz es im Morbus auf die Spitze. Er schreibt aus dem Inneren zahlreicher Figuren, um den Kontrapunkt zu setzen, dass diese Figuren das Erzähler-Ich sehen, treffen, beschreiben. Der Erzähler verlässt also seinen eigenen Körper und seinen Geist, verschmilzt mit anderen Figuren, bleibt aber quasi die ganze Zeit Ich-Erzähler. Im letzten Band der Trilogie, soviel kann ich verraten, wird quasi erklärt, was es mit dieser Technik auf sich hat. Sie spielt nämlich eine nicht ganz unwichtige Rolle im Leben des Erzählers Bodo Morton.

Zusammenfassend: ein Brocken, nicht immer leicht, aber auf jeden Fall wertvoll. Ein Buch, das gelesen zu haben ich nicht missen möchte.


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