Hunter S. Thompson, Angst und Schrecken in Las Vegas

Es gibt zwei Filme, die als wegweisend in der Darstellung von Drogenmissbrauch gelten. Der eine ist Trainspotting, der andere ist Fear and Loathing in Las Vegas.

Ich weiß nicht, wer von meinen Lesern sich Trainspotting schon mal mit jemandem angeschaut hat, der einen (Ex-)Junkie in der Familie hat. Ich hab das mal getan und wurde auf scheußliche Details hingewiesen, die mir vorher nicht aufgefallen sind, die dem Film aber eine sehr krasse Realitätsnähe auf den Weg geben.

Dasselbe lässt sich von Fear and Loathing wohl nur teilweise behaupten.

Terry Gilliam orientierte sich zwar an echten Fotos von Thompson und dessen Anwalt, folgte in der Verfilmung aber den den bewusstseinserweitenden und gedanklichen Ausschweifungen, die Thompson in seinem Meisterwerk in einem wahren Feuerwerk abfackelt. Doch so vordergründig die Darstellung der exzessiven Dauerparty erscheint, so nachhaltig rechnet Thompson mit dem american way of life ab. Und weil er nur in großen Dimensionen dachte, nimmt er sich dazu natürlich die scheußliche Überzeichnung dieser Lebensart vor – Las Vegas.

Das Buch ist ein großes Buch. Es ist das Opus magnum Thompsons und es ist das Opus magnum seiner Generation. Absolut lesenswert für jeden, dessen Literaturhorizont über Dan Brown oder Thomas Mann hinausgeht!


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Kommentare

2 Antworten zu „Hunter S. Thompson, Angst und Schrecken in Las Vegas“

  1. Avatar von doctotte

    Stimmt, der Film ist stellenweise schon grotesker. Das liegt in Teilen daran, dass Gilliam Beschreibungen wörtlich nimmt, die man im Buch auch als Metapher verstehen kann. Ich denke aber, dass das dem Film sogar gut tut. Denn durch die Bilder setzt Gilliam das um, was Thompson als Interpretation schreibt. Dadurch gewinnt der Film einen Tiefengrad, den das Buch ebenfalls hat, selbst wenn diese Tiefe in verschiedene Richtungen geht.

    Jap, Fear and Loathing ist reiner Missbrauch, und zwar gezielt, wie sehr deutlich wird. Und man mag mich schlagen, aber ich sehe auch einen legitimen Gebrauch von Drogen (das abendliche Glas Wein gehört praktisch schon dazu), insbesondere wenn es in Kulturen eingebettet ist. Ich möchte allerdings unterstreichen, dass ich das nicht allen Drogen zuspreche. Zeugs wie Crack oder Krokodil braucht wirklich niemand, weil es hier wirklich nur um Sucht, Ausbeutung und Zerstörung geht.

  2. Avatar von mae
    mae

    Ja, gutes Buch. Auf der Suche nach dem AWoL erkennt man: Es ist „keep on moving“ – also sowohl ewige Haltlosigkeit als auch ständige Suche nach Neuem – dahinter bleibt im Zweifelsfall verbrannte Erde.
    Der Film wirkte auf mich grotesker als die Vorlage, eben weil die Halluzinationen optisch umgesetzt wurden. Im Unterschied zu Trainspotting kann man hier m.E. ’nur‘ von „Missbrauch“ sprechen [nota bene: Im Umkehrschluss gibt es dann auch einen legitimen Gebrauch von Drogen, siehe als literarisches Beispiel z.B. Doyle/Sherlock Holmes], wohingegen die Trainspotting-Antihelden ja klar von ihrer Abhängigkeit charakterlich zerstört werden. Inklusive des Alkoholikers, wohlgemerkt.
    Aber hier geht’s ja um Literatur und nicht um Filme und das ist auch gut so (es nervt mich eh schon mit den ganzen Verfilmungen, da überlagert sich oft so viel Falsches über meine Erinnerungen. Siehe aktuell den „Hobbit“).

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