Umberto Eco, Der Friedhof in Prag

Ja, nach langer Zeit gönnte ich mir endlich wieder einen Eco. Ich weiß gar nicht recht zu sagen, warum genau ich diesmal neugierig geworden war, nachdem ich vorher doch mal was von ihm stehenlassen konnte. Wie dem auch sei. Im Friedhof von Prag werkelt Eco eine teilweise wilde Geschichte um die Entstehung der Protokolle der Weisen von Zion. Durch krude Welten von Geheimdienstlern, Okkultisten, Freimaurern, Antisemiten, Anarchisten und allerlei anderem Halbweltpersonal geleitet man die Hauptfigur Simonini – zunächst ein  kleiner Fälscher, der im Laufe der Jahre immer geldgeiler und skrupelloser wird.

Der Text an und für sich ist in weiten Strecken typisch Eco: An nahezu jeder Ecke spielt der alte Angeber mit seinem angelesenen Wissen, fällt aber ins Loch verschachtelter Erzählungen, vor allem wenn die Handlung sehr schnell wird, besonders in den Schlachtenszenen. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich mich insgesamt durchaus amüsiert habe. Vielfach fühlte ich mich an Schilderungen aus Conrads Geheimagenten erinnert, an anderen Stellen musste ich an Boris Savinkovs Erinnerungen eines Terroristen denken. Der Friedhof ist daher vielleicht nicht so gut wie der Name der Rose oder das foucaultsche Pendel, aber kurzweilig war er allemal.


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